Marco Linguri ist ein akademischer und kreativer Schriftsteller, heterosexueller Transmann, Moslem und Eheschließer beim liberal-islamischen Bund.
Was hat dazu geführt dich für ein öffentliches Leben als Mann zu entscheiden?
Die Antwort hier ist relativ einfach: Wenn Menschen dazu gezwungen werden, in der falschen Rolle zu leben, hat das gravierende Auswirkungen auf die Gesundheit. Wenn man weiß, in welcher Rolle man leben sollte, wird dieses eklige Gefühl noch viel stärker. Eine wirkliche Wahl hatte ich auch nicht.
Was ist der größte Unterschied zwischen dem Leben als Mann und als Frau?
Die Privilegien und die Emotionen. Einerseits bekommt man wirklich Türen einige sehr weit aufgemacht, die vorher verschlossen waren und WIRD als viel rationaler, intelligenter, kompetenter und fähiger in allen Lebensbereichen erfasst. Es ist in der männlichen Rolle nahezu unmöglich, Gefühle auszudrücken, ohne von anderen die Männlichkeit abgesprochen zu bekommen.
Die Aufklärung der Gesellschaft über trans Menschen ist noch immer sehr gering. Mit welchen Vorurteilen würdest du gerne aufräumen?
Oh, mit so einigen. Aber wenn es um das Thema trans geht, vielleicht drei Sachen: (1) Es ist immer übergriffig, nach Genitalien zu fragen, (2) als trans Person ist man nicht verpflichtet, Operationen durchführen zu lassen und (3) trans Menschen haben nicht alle das gleiche Geschlecht, es gibt trans Personen, die binär sind, dh Frauen oder Männer sind und es gibt andere, die nicht-binär sind oder kein Geschlecht haben. Das sind aber sehr unterschiedliche Gruppen! Es gibt viele Menschen, die glauben, dass hetero Frauen oder Männer nicht auf binäre trans Menschen stehen können. Das ist schlichtweg falsch und ziemlich transphob, weil es eben trans Frauen abspricht, Frauen zu sein und trans Männer abspricht, Männer zu sein.
In unserem Shero Podcast spreche ich mit Marco Linguri über seine persönliche Geschichte.
